Hilfe! Der Kleine Beutenkäfer rückt näher. 5. März 2016

Thema des Abends ist: Hilfe! Der Kleine Beutenkäfer rückt näher. Referenrin ist Frau Sandra Mustafa, die viele Jahre wissenschaftlich über den Kleinen Beutenkäfer gearbeitet hat.

Frau Mustafa stellt die Aspekte ihres Vortrags vor:

  • Geschichte
  • Interaktion Bienen-Beutekäfer
  • Verbreitungsgebiet
  • Situation in Italien
  • Vorgehen dort
  • Bekämpfung und Kontrolle
  • Prognose.

Zum ersten Mal wurde der Kleine Beutenkäfer 1867 in Südafrika beschrieben, wo er nur eine geringe Bedrohung der Bienen darstellt. 1996 wurde er in die USA eingeschleppt, 2002 nach Australien. Er stellt eine anzegepflichtige Seuche dar. Nach seiner Systematischen Einordnung gehört er in die Gruppe der Polyphaga, Familie Cucujoidea, Nitidulidae. Er zeichnet sich dadurch aus, dass er gerne Aggregationen bildet, zu denen er durch Aggregationspheromone geleitet wird. Er ist etwa 0,5 x 0,3cm groß, hat keulenförmige Antennen und auf seiner Oberfläche Haare in Längsreihen.Seine Körperfarbe kann zwischen hellbraun und schwarz variieren. Die letzten Glieder seines Abdomens liegen frei. Er kann mit anderen Glanzkäfern verwechselt werden, auch mit dem Großen Beutenkäfer. Die 1mm x 0,2mm großen Tiere legen bis zu 2.000 Eier in Ritzen, aber auch auf Vorratswaben und Honigwaben. Deshalb sollte man keine alten Zargen verwenden. Die Larve macht in 10 bis 14 Tagen zwei Häutungen durch. Die mit 4 Borstenreihen versehenen Wanderlarven graben sich nach ihrer Entwicklung in die Erde ein und verbleiben dort 4 bis 6 Wochen.

Der Käfer findet den Bienenstock, indem er von Bienenprodukten, Gärstoffen und Bienengeruch (Isopentylacetat) angelockt wird. Schon angestresste Völker werden bevorzugt befallen. Der Käfer alleine richtet keinen Schaden an, wenn die Bienen mit dem Ausräumen der Käfereier und -maden zurechtkommen. Es ergibt sich ein „Wettrennen zwischen dem Hygienenverhalten der Bienen und der Vermehrung der Käfer. Abwehrstarke Bienenvölker treiben die Käfer in eine Ecke der Beute und sperren diese in ein sog. Propolisgfängnis ein. Allerdings zeigt sich manchmal auch „Tropholaxis“, d.h. dass die Käfer sich von den Bienen füttern lassen. In der Käferabwehr ist das Zahlenverhältnis Bienen: Beutekäfer ausschlaggebend. Ableger, die nur aus 1 Brutwabe und einer Honigwabe bestehen, sind deutlich unterlegen. Diese tatsache zeigt sich unabhängig davon, ob die Käfer vorher abgesammelt waren oder nicht. In wissenschaftlichen Untersuchungen in befallenen Gebieten wurden die Versuche nach 4 Wochen ausgewertet, und es zeigte sich, die Ableger anfälliger waren als die Wirtschaftsvölker, Ein widerstandsfähiger Ableger musste mindesten 3.000 Bienen enthalten ( ! dicht besetzte Bienenwabe hat 1.000 Bienen).

Frau Dr. Mustafa beleuchtet die Gründ, warum die afrikanischen Bienen (Apis mellifera scutellata und A. m. Capensis) weniger Probleme mit dem Kleinen Beutenkäfer haben:

  • Die Bienen müssen allgemein mehr gegen Honigfresser aus der Tierwelt kämpfen (Genetische Auslese)
  • Bei Störungen und Eindringlingen zeigen die Bienendas sog. Absconding, d.h. sie verlassen die Beute.
  • Die Imker verwenden 1 bis 2 Zargen
  • Die Imker fangen Schwärme ein.

Zur Erfolgsgeschichte der Verbreitung des Kleinen Beutekäfers: Der Käfer, der im südlichen Südafrika beheimatet ist, trat in folgenden Jahren in den genannten Ländern zum ersten Mal auf:

  • 1996 USA
  • 2002 Australien
  • 2006 Kanada (mehrfach eingeschleppt)
  • 2010 Zentral- und Südamerika
  • 2014 Europa (Italien)
  • 2015 Brasilien

Er liebt feuchtes, heißes Klima. Die sog. Killerbienen, also die afrikanisierten Bienen, kommen gut mit ihm zurecht.

In Italien ist der Beutenkäfer zuerst in Kalabrien aufgetaucht. Dort gibt es starke Wanderbewegungen von Imkern zwischen Kalabrien und dem Hafen Crotone. Dort befinden sich in der Regel auch ca. 20.000 Völker von deutschen Wanderimkern. Die EU hat mit der Einrichtung einer 20km weiten Sperrzone und einer 100km weiten Überwachungszone reagiert. Diese Einschränkungen gelten für Königinnen, Völker, Bienenprodukte, Hummelvölker, Werkzeugeund Imkerkleidung. Alle Waren werden in einem Umkreis von 20km kontrolliert.

Es zeigte sich 1 befallenes Volk auf Sizilien. Der höchste Befall ist im Herbst. Inspektoren überprüfen die Bienenstände. Bei befall werden diese verbrannt, die Erde wird umgegraben und vergiftet. Bisher mussten etwa 3.500 Völker zerstört werden.

Zur Kontrolle und Bekämpfung des Kleinen Beutenkäfers wird empfohlen:

  • Honigwaben maximal 5 Tage bis zum Schleudern liegen lassen,
  • einen Luftentfeuchter zu verwenden und
  • Keine alten Zargen mit Ritzen und Spalten zu verwenden.

In den USA und in Australien werden die folgenden Fallen eingesetzt:

  • ??“Beetle Eater (mit Apfelessigund Mineralöl als Wirkstoffe)
  • West Beetle Trap
  • Diagnosestreifen nach Schäfer (Doppelstegstreifen)

Stachellose bienen können sich besser gegen den Käfer wehren, vermutlich weil sie mehr Propolis produzieren.

Frau Dr. Mustafa ging noch kurz auf ihr Forschungsgebiet, das Aggregationsverhalten der Käfer ein: Sie konnte zeigen, dass die Kopulation als Voraussetzung für die Vermehrung nur bei älteren Käfern und fast nur in der Aggregation stattfindet. Dazu verglich sie einzeln gehaltene Paare mit in Aggragation befindlichen Paaren. Sie konnte auch beobachten, dass Einzelpaare, die kein Interesse an Kopulation zeigten, sofort mit der Kopulation begannen, sobald sie in Aggragationen gebracht wurden. Dabei konkurrierten die Weibchen aggressiv um die Männchen.

Grundsätzlich hat also der Kleine Beutenkäfer eine größere Überlebenschance in der Aggregation.

Als Prognose meinte die Referentin, dass der Kleine Beutenkäfer in Europa eventuell tatsächlich durch die ergriffenen Maßnahmen ausgemerzt werden konnte. Falls nicht, wird er wegen der klmatischen Bedingungen eher im Süden von Deutschland sich einquartieren.

Im Anschluss an das Referat kamen viele Fragen, hierzu die Antwort der referentin:

  • Er gräbt sich bis in 1 Meter Tiefe in die erde ein.
  • Ein Lagern von bebrüteten Waben darf dann nicht mehr sein. ????
  • Die Maden fressen alles: Bienenprodukte, Pollen, Larven der Bienen und teilweise auch Wachs.
  • Der adulte Käfer frisst drüberhinaus auch Aas.
  • Wenn „morgen“ in Deutschland ein befallenes Volk auftaucht, werden Maßnahmen neu beschlossen
  • Ameisen fallen den Beutekäfer weniger an, Oilze eher.
  • Der Käfer überwintert entweder als Puppe in der Erde oder adulte Käfer zusammen in einer Traube.
  • Natürliche Feinde hat der Käfer in den Invasionsländern eher nicht.
  • Aus den USA weiß man, dass der Käfer 10km weit fliegen kann.
  • Für deutsche Züchter ist es inzwischen verboten, Bienen in Italien (???) zu überwintern.
  • Für Australien besteht ein Embargo.
  • Ein ähnliches Aggrgationsverhalten zeigen auch andere Käferarten, z.B. der Borkenkäfer.
  • Derzeit laufen in Deutschland keine Forschungen zum Kleinen Beutenkäfer, es gibt in der Schweiz 1 Forscher dazu.
  • Die referentin erwartet, dass der Kleine Beutenkäfer innerhalb der nächsten 10 Jahre nach Deutschland kommt.
  • Leerräume im Bienenvolk, wie sie z.B. beim Imkern mit Dadant üblich sind, bezeichnet die Referentin hinsichtlich des Kleinen Beutenkäfers als „Tödlich“, weil diese Rückzugsmöglichkeiten für den Käfer darstellen.

Stefan Eichhorn dankte der Referentin für den interessanten Vortrag und ihre Geduld zum Beantworten der vielen Fragen. Erwünschte den Imkern eine gute Bienensaison und beendete die Versammlung um ca. 19.45 Uhr.

Elisabeth Roth