Herstellung von Gelee Royale, 19.01.2018

Herstellung von Gelee Royale

Referentin: Imkermeisterin Dorothea Heiser:

Zuerst stellte Frau Heiser ihren beruflichen Werdegang vor. Die Herstellung von Gelée Royale (GR) hat sie in ihrer Ausbildungszeit in Italien gelernt. Derzeit betreut sie 230 Wirtschaftsvölker, seit 2015 ist die Imkerei Heiser Ausbildungsbetrieb.

GR wird von den Ammenbienen, das sind die 6 bis 12 Tage alten Arbeiterinnen hergestellt. Es ist eine Mischung aus dem Sekret der Hypopharynxdrüse = Futtersaftdrüse im Kopf und dem Sekret der Mandibeldrüse = Oberkieferdrüse. GR ist unterschiedlich zusammengesetzt, je nachdem ob es für die Fütterung von Arbeiterinnen- und Drohnenlarven oder für die Königinnenlarven verwendet wird.

GR für Arbeiterin und Drohn

GR für Königin

95% aus Futtersaftdrüse

5% aus Mandibeldrüse

50% aus Futtersaftdrüse

50% aus Mandibeldrüse

2-4 mg pro Zelle

200 – 400 mg pro Zelle

Zusammensetzung von GR für die Königinnenlarven:

70% Wasser

Die 30% Trockenmasse ist folgendermaßen zusammengesetzt:

50% Aminosäuren (auch essentielle Aminosäuren) und Proteine

25% Kohlenhydrate (Fructose:Glucose = 1:1)

16% Fettsäuren, darunter große Mengen der 10-Hydroxy-2-decensäure

9% Vitamine (besonders B-Vitamine), Mineralstoffe, Folsäure, Acetylcholin

Geruch und Geschmack sind etwas säuerlich und bitter, der pH liegt bei 4, die Farbe ändert sich an der Luft von weißlich nach gelblich;

im Mikroskop zu sehen sind Pollen, etwas Wachs, Larventeile.

Mikrobiologisch lassen sich Mikroorganismen nachweisen.

Als Kriterium für die Qualität dient der Gehalt an 10-Hydroxy-2-decensäure, der 1,4g bis 6g pro 100g beträgt.

Für die Gewinnung von GR sind neben dem Bienenvolk, einem Absperrgitter aus Plastik und einem (chinesischen) Umlarv-Löffel noch folgende spezifischen Materialien nötig:

Eine Vakuumpumpe der Leistung 25m3/h, ein Vakuumpufferbehälter zum Schutz der Pumpe und zur Gewährleistung kontinuierlicher Entnahme, 2 dicke Gläser mit Schlauchverbindungen, lebensmittelechte dünne Schläuche (Durchmesser 8 mm), ein Filtertuch, Weiselnäpfchen (60 Näpfchen pro Leiste). Frau Heiser hat diese Gerätschaften zur Veranschaulichung mitgebracht.

Der wichtigste und kritischste Faktor sind die Pflegevölker: Es müssen die stärksten sein, die den anderen Völkern 1 bis 2 Wochen voraus sind, sie müssen in der Altersstruktur optimal zusammengesetzt sein, für die richtige Temperatur und Luftfeuchtigkeit muss Brut vorhanden sein, die Völker müssen optimal versorgt sein, sie müssen sanftmütig und genetisch gesehen von der richtigen Rasse sein. Frau Heiser führt Carnica-Völker und erntet diese 2x pro Tag alle 2 Tage ab.

Für die Pflegevölker gibt es 2 Varianten:

Variante1: weisellose Völker.

Vorteil: Die Näpfchen werden evtl. besser angenommen.

Nachteil: Diese Methode geht nur über einen kurzen Zeitraum,

der Arbeitsaufwand ist höher.

Variante 2: weiselrichtige Völker:

Vorteil: die GR-Gewinnung ist über die ganze Saison möglich,

der Arbeitsaufwand ist geringer.

Nachteil: die Näpfchen werden evtl. weniger gut angenommen.

Die Arbeitsschritte sind folgende:

  1. Vorbereiten des Pflegevolkes

  2. Umlarven

  3. 72 Stunden danach Ernten – da ist der Füllstand am höchsten

  4. Reinigung der Gerätschaften und Weiselnäpfchen

Diese Schritte werden im Folgenden genauer erläutert.

Zu 1. Vorbereiten des Pflegevolkes:

Als Pflegevölker verwendet Frau Heiser nur weiselrichtige Völker. Dabei befinden sich in der unteren Zarge Brutwaben mit der Königin, am Rand Futterwaben und eine Pollenwabe. Über einem Absperrgitter sind in der oberen Zarge 2 Brutwaben und dazwischen der Zuchtrahmen, rechts und links daneben Futterwaben. In der oberen Zarge ist auch ein Flugloch. Durch diese Anordnung fühlen sich die Bienen in der oberen Zarge weisellos und nehmen die Larvennäpfchen gerne an.

Alle 8 Tage sind folgendeEingriffe nötig:

  • Kontrolle auf Weiselzellen

  • volle Honigwaben in der oberen Zarge entnehmen

  • offene Brutwaben nach oben hängen, durchaus 4 bis 5

  • auffüllen mit Leerwaben

  • evtl. 3. oder auch 4. Honigraum aufsetzen, um die hochgehängten Honigwaben zu lagern

Dieses Verfahren ist auch im Internet unter „weiselrichtige Pflegemethode“ zu finden.

Zu 2. Umlarven:

  • Frau Heiser verwendet am liebsten den Chinesischen Umlarvlöffel. Sie rät dazu, beim Ablegen der Larve im Näpfchen den Löffel nicht senkrecht zu halten, sondern abzubiegen.

  • Es sind nur saubere Weiselnäpfchen zu verwenden.

  • Man muss zügig arbeiten.

  • Ein Austrocknen der Larven muss vermieden werden.

  • Wichtig ist das richtige Alter der Larven.

Zu 3. Ernte des GR:

  • Nach 3 Tagen wird das obere Wachs der Zellen mit einem heißen Messer entfernt, und die Larven werden mit einer spitzen Düse in ein Glasbehältnis abgesaugt. Dabei bleibt das GR in den Näpfchen.

  • Dann wird das GR in ein Glas gesaugt, das mit einem nassen Tuch vor Wärme und Licht geschützt ist.

  • Filtern des GR

  • Abfüllen und sofort kühles Lagern des GR.

Zu 4. Reinigung der Gerätschaften und Weiselnäpfchen:

  • Diese Gegenstände werden 10 Minuten in Wasser ausgekocht.

Im Anschluss liefert Frau Heiser Zahlen und Fakten zur Gelée-Royale-Gewinnung in ihrem Betrieb:

  • Von 60 Näpfchen werden 33 bis 58 gepflegt.

  • auch schwächere Völker pflegen die Näpfchen (in der Anlaufphase 20 bis 30 von 30 Näpfchen).

  • Pro Durchgang werden von 24 Völkern 80g bis 220g GR gewonnen

  • Beginn der GR-Gewinnung ist Ende April, letzte Ernte am 17. Juli.

  • Insgesamt ergeben sich 3kg GR pro 24 Völker und pro Jahr. Die Erntemenge hängt auch von der Tracht und den sonstigen Bedingungen der Bienensaison ab.

  • Frau Heiser larvt derzeit etwa 1.000 Larven um und erhält 0,3 g GR pro Zelle und Jahr.

  • Pro Durchgang erntet sie durchschnittlich von 534 Zellen bei einem Annahme-Ergebnis von 74%; in der Summe11.754 gepflegte Zellen.

  • Beispiel für einen Arbeitstag: 9 Uhr Ernte, 10 Uhr Reinigung, 11 Uhr erneutes Umlarven

Dann folgen Zahlen zur weltweiten Gelée Royale-Gewinnung:

  • China liefert mehrere Dutzend Tonnen GR pro Jahr.

  • In Europa wird GR besonders in den osteuropäischen Ländern gewonnen, in geringem Maße auch in Frankreich, Spanien und Italien.

  • Zu Italien: Dort liefern um die 100 Betriebe 2% des Landesbedarfs.

GR muss kühl, bei max. 5°C gelagert werden, zudem luftdicht, lichtgeschützt und in einem Glas, da es Metall angreift. Es ist im Kühlschrank bis zu 1 Jahr haltbar, bei -18°C mindestens 2 Jahre. Es muss nach der Lebensmittel-Informations-Verordnung deklariert werden, eine Nährwert-Deklaration ist wie beim Honig nicht vorgeschrieben. Nach dem Öffnen muss es kühl aufbewahrt und innerhalb von 6 Wochen verbraucht werden.

Man kann GR frisch oder gefriergetrocknet erhalten. Gibt man es zu Honig, so erhöht es dessen Wassergehalt. GR wird auch in Mischungen zu Honigprodukten und Kosmetika angeboten.

Die Einnahme erfolgt sublingual, dadurch geht es direkt ins Blut über. Es sollte nicht auf nüchternen Magen, sondern ½ Stunde nach dem Essen verabreicht werden. Pro Tag bei einem Erwachsenen 500mg, als Kur über mindestens 6 Wochen. Die Kur kann mehrmals pro Jahr wiederholt werden.

Zur Wirkung von GR:

  • Die hochwertigen Inhaltsstoffe stärken das Immunsystem.

  • Enthaltene B-Vitamine und Acetylcholin wirken euphorisierend.

  • Es steigert die geistige Leistungsfähigkeit.

  • Es hat eine Schlaf-verzögernde Wirkung.

  • Ist verdauungsfördernd

  • Ist appetitanregend

  • Senkt das Gesamt-Cholesterin und LDL-Cholesterin.

  • !Aber es hat keinen positiven Effekt bei Heuschnupfen

  • Es wirkt antimikrobiell und antiviral.

  • Reguliert den Blutdruck

  • Regt die Bildung von roten und weißen Blutkörperchen an.

  • Erhöht die Zellvitalität und die Zellteilungsrate.

  • Verschafft eine elastischere Haut durch den hohen Gehalt an Prolin und Hydroxy-Prolin.

  • Verhindert Narbenbildung

  • Ist krebshemmend

Zum Abschluss empfiehlt Frau Heiser einen Film des Bayerischen Rundfunks aus dem Jahr 2007, in dem ihr Betrieb zur Gewinnung von Gelée Royale gezeigt wird.

Elisabeth Roth